Projekt | Komplexe geophysikalische Erkundung am Burgwall und dessen Umland |
Lage | Wallanlage unmittelbar an der Oder bei Lossow, Stadt Frankfurt/Oder |
Epoche | Bronzezeitliche Siedlung, Zentralort der Eisenzeit, slawischer Burgwall |
Verfahren | Geophysik, Luftbild- und Geländeaufnahmen, Röntgenspektrometrie |
Auftraggeber | Humboldt-Universität Berlin, PD Dr. habil. Ines Beilke-Voigt |
|
||
Georadarmessungen auf der Innenfläche des Burgwalls |
Phosphatkartierung auf Grabungsfläche 3 |
Geoelektrische Profilmessung und topografische Aufnahmen am Wall |
LAGE Der Burgwall von Lossow liegt südlich von Frankfurt/Oder (Brandenburg), etwa 2 km östlich des namensgebenden Dorfes sehr exponiert auf einem Geländesporn hoch über der Oder. Die ca. 2 ha große Innenfläche wird im Norden und Westen durch heute noch bis zu 6 m hohen Wälle umfasst. Im Süden wird der Burgwall durch ein tief eingekerbtes Tal begrenzt. Die "Steile Wand", ein Naturdenkmal markiert im Osten den Abbruch des Geländes über dem Prallhang der Oder.
Ziele Die seit 2008 laufenden Forschungsarbeiten der Humboldt-Universität werden durch naturwissenschaftlich-technische Untersuchungen begleitet. Dazu gehört das ganze Spektrum geophysikalischer Methoden aber auch der Einsatz von Luftbild- und Vermessungstechnik sowie Bodenanalyseverfahren. Damit sollen zusätzliche Informationen zur Lage, Ausdehnung und Struktur der sehr komplexen archäologischen Befunde, sowohl auf der Innenfläche als auch im Umland des Burgwalles gewonnen werden. Eine besondere Herausforderung an die Archäogeophysik stellt die Prospektion der bis zu 8 m tiefen eisenzeitlichen Kultschächte dar.
Arbeiten und Ergebnisse Ausgehend von Testmessungen wurde ein Prospektionskonzept entwickelt, das hochauflösende flächenhafte Messungen der Burgwallinnenfläche mit Geomagnetik und Georadar sowie geoelektrische Profilmessungen am Wall und der Innenfläche vorsieht. Diese erste Erkundungsphase wurde im Jahr 2008 abgeschlossen. Die geophysikalischen Daten zeigen, dass in großen Teilen der Innenfläche mit einem dichten System sich vielfach überschneidender Hauseintiefungen, Gruben und Lehmfußböden sowie mit Überresten von Metallverarbeitung zu rechnen ist. Aus der Prospektion kann darüberhinaus auch eine räumlich differenzierte Nutzung der Innenfläche abgeleitet werden.
Projektion der Ergebnisse der geomagnetischen Kartierung auf das Geländemodell |
Die ersten geoelektrischen Profilmessungen zeigten schnell die Eignung dieser Methode für die zerstörungsfreie Erkundung von Grabenstrukturen hinsichtlich ihrer Ausdehnung und Tiefe. Möglich wird dies, da die verschiedenen Bodenarten anhand ihrer Leitfähigkeit unterschieden werden können. Auf der Innenfläche ergaben die Messungen, dass teilweise kompakte Geschiebemergel und teils sandige Böden den Untergrund bilden. Die geoelektrische Tomografie ist die aussichtsreichste Methode, um Struktur und Tiefe der Opferschächte zerstörungsfrei zu erkunden.
Im Jahr 2009 wurden die geomagnetischen Messungen auf Untersuchungsflächen außerhalb des Burgwalles ausgedehnt. Dabei konnte ein neues, für die großflächige Archäoprospektion entwickeltes geomagnetisches Messsystem eingesetzt werden. Dies kann zukünftig auch für die zerstörungsfreie Untersuchung der Siedlungen und Gräberfelder im Umfeld des Zentralortes genutzt werden.
Vor Beginn der geophysikalischen Prospektionsarbeiten wurden Luftbilder von einem Lenkdrachen aus aufgenommen. Die Entstehung der Luftbilder sehen sie hier. Außerdem wurden während eines Praktikums von Studenten der Studienrichtung Ur- und Frühgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin in Zusammenarbeit mit Herrn Dipl.-Phys. Dieter Böhme (Fa. AnalytiCON) Elementanalysen mit einem mobilen Röntgenfluoreszenzmessgerät NITON XL3t auf dem Planum einer Grabungsfläche durchgeführt.
Geomagnetik - Ausbildung an Messtechnik der FU Berlin |
Geomagnetik - Prospektion der Vorburgsiedlung im Winter |
NITON in Aktion |
LINKS PD Dr. Ines Beilke Voigt (Humboldt-Universität zu Berlin)
Die website des Burgwall Lossow Projekts (www.burgwall-lossow.de)
Das Projekt in der TOPOI-Forschungsgruppe "Central Places and their environment" (www.topoi.org)
Ansprechpartner Burkart Ullrich (b.ullrich@eastern-atlas.de)
Dieter Böhme, AnalytiCON Instruments (kd.boehme@analyticon-instruments.de)